Day 1
So, 22.8.1999
Anfahrt mit dem Auto nach Séez (in der Nähe von Bourg St. Maurice)
Séez - Val d'Isère
Strecke: 33,4 km, Zeit: 2:22h, Höhenmeter hoch: 1250m, runter: 210m, max. Geschw.: 51 km/h

Das geht ja gut los: Michael hat erst mal verschlafen und so starten wir von Senden aus mit etwas Verspätung nach Steinheim. Dieter hat die gewonnene Zeit gleich noch zu einer letzten Trainingseinheit genutzt - als wir ankommen dreht er gerade eine Runde durch das Dorf. Mit dem Auto geht es dann über Lindau nach St. Margarethen in der Schweiz, wo wir erst mal unseren Tank mit billigem Sprit füllen. Auf der Dauerbaustelle N1 durchqueren wir die Schweiz und bei Bern legen wir unsere Mittagspause ein. Michael fährt über den Großen Sankt Bernhard nach Italien. Mit Blick zum Mont Blanc geht es über den Kleinen Sankt Bernhard, wo gerade ein riesiges Almfest stattfindet. In Séez können wir das Auto am Campingplatz abstellen - leider will der Campingplatzbesitzer den Autoschlüssel haben.
Mit etwas mulmigem Gefühl lassen wir das Auto samt Schlüssel zurück und mit zwei Stunden Verspätung starten wir um 18:15 Uhr nach Val d´Isère. Wir rasen den Berg hinauf und nach zwei Stunden stehen wir endlich an der Staumauer des Lac du Chevril. Leider findet sich weit und breit kein Campingplatz: fermée! So fahren wir bei hereinbrechender Dunkelheit zwangsweise durch eine Reihe unbeleuchteter Naturtunnels weiter nach Val d´Isère. Gegen 21:00 Uhr erreichen wir endlich den Campingplatz am Ortsende von Val d´Isère. Wir bauen nur noch das Zelt auf, kochen, duschen und verkriechen uns dann in unsere Schlafsäcke.

Day 2
Mo, 23.8.1999
Val d'Isère - Col de l'Iseran (2770m) - Bessans - Bramans
Strecke: 63,3 km, Zeit: 3:26h, Höhenmeter hoch: 1300m + 270m zu Fuß, runter: 2050m + 270m zu Fuß, max. Geschw.: 68 km/h

Morgens um 8:00 Uhr fahren Dieter und Markus erst mal ins Dorf und kaufen fürs Frühstück ein. Nach dem Zusammenpacken brechen wir um 10:30 Uhr zum Sturm auf den Col de l´Iseran auf, dem höchsten "richtigen" Paß der Alpen und Europas.
Zunächst radeln wir recht gemütlich in ein Hochtal hinein, doch dann geht es in Serpentinen steiler bergauf und die Aussicht auf die fantastische Bergwelt wird immer besser. Am Belvedere de la Tarentaise genießen wir einen letzten Blick zurück auf das tief unter uns liegende Val d´Isère und die tolle Bergwelt um uns herum, bevor wir die letzten Kilometer zur Paßhöhe in Angriff nehmen. Oben angekommen stärken wir uns erst mal mit dem mitgebrachten Essen und Michael und Markus kaufen sich erst mal den obligatorischen Paßaufkleber.
Doch wir haben an diesem Tag ja noch höhere Ziele: Zu Fuß wollen wir einen Dreitausender packen: Die Pointe de Lessières mißt stolze 3041m und ist von der Paßhöhe in einer halben Stunde erreichbar. Eine tolle Aussicht auf die Grande Motte und den tief unter uns liegenden Lac du Chevril ist die Belohnung für die Mühen. Nach dem Abstieg und dem obligatorischen "Paßfoto" stürzen wir uns in die halsbrecherische Abfahrt hinunter nach Bonneval-sur-Arc, einem fotogenen alten Bergdorf. In Bessans kaufen wir noch kurz ein und schauen uns die alte Dorfkirche an, bevor wir mit einigen Gegenanstiegen kämpfend nach Bramans weiterfahren. Dieter und Michael kaufen ein, während Markus das Zelt aufbaut. Nach dem Essen genießen wir erst mal die kostenlosen Warmduschen, bevor wir bei Kerzenschein die Schafkopfkarten zum ersten mal auspacken.

Day 3
Di, 24.8.1999
Bramans - St. Michel - Col du Télégraphe (1570m)- Valloire
Strecke: 48,7 km, Zeit: 2:45h, Höhenmeter hoch: 920m + 100m zu Fuß, runter: 840m + 100m zu Fuß, max. Geschw.: 54 km/h

Nach einem Frühstück mit frischen Croissants und dem schon lange fälligen Kontrollanruf daheim brechen wir auf, um das Tal der Arc weiter hinab zu fahren. Doch schon bei Esseillon zwingt uns die gleichnamige Burg zu einer Pause. Bei der Gelegenheit machen wir auch noch einen kleinen Spaziergang zur Teufelsbrücke, die sich kühn über eine tiefe Schlucht der Arc spannt. Doch Dieter hätte gern mehr: Er will uns ständig überreden, den Klettersteig durch die Schlucht zu machen, den irgendwelche Wahnsinnigen in die senkrechten Wände gemeißelt haben.
Doch wir bleiben standhaft und radeln statt dessen weiter nach Modane. Hier verläßt uns erst mal das Glück: Die Autobahn ist gesperrt und so teilen wir uns die Landstraße für 20 km mit den stinkenden Lastern, die durch den Frejus-Tunnel aus Italien kommen. So sind wir froh, als wir endlich St. Michel de Maurienne erreichen und dort etwas für die Mittagspause einkaufen können. Am Beginn des Anstiegs zum Télégraphe suchen wir uns ein schattiges Plätzchen für unser Picknick mit Alpen-Salami, Tomaten und fauligen Pfirsichen.
Doch auch die gemütliche Pause kann Dieter in seinem Elan nicht bremsen, und so hängt er sich gleich zu Beginn des Anstiegs an das Hinterrad eines Rennradlers, den er dann nach einiger Zeit auch noch überholt. So fährt er den gesamten Télégraphe bei einer Affenhitze an einem Stück hoch. So kommt es, daß Dieter dieses Mal an der Paßhöhe recht lange auf Markus (15 min) und Michael (30 min) warten muß. Der Wasserhahn auf der Paßhöhe stellt aber für alle eine willkommene Erfrischung dar. Von einem nahegelegenen Hügel genießen wir einen schönen Blick auf den Col du Télégraphe und das unter uns liegende Tal der Arc.
Nach einer kurzen Abfahrt erreichen wir unseren Campingplatz in Valloire mit integrierter Kapelle. Für Michael ist heute erstmal Wäsche waschen angesagt. Nach dem Einkaufen, Kochen und Duschen wird zuerst im Aufenthaltsraum gekartelt, bis wir hinausgeschmissen werden. Am Zelt packen wir dann den gekauften Käse und den Rotwein aus und lassen so den Abend ziemlich gemütlich ausklingen.

Day 4
Mi, 25.8.1999
Valloire - Col du Galibier (2645m) - Col du Lautaret (2058m) - Briançon
Strecke: 58,7 km, Zeit: 3:13h, Höhenmeter hoch: 1230m + 40m zu Fuß, runter: 1530m + 40m zu Fuß, max. Geschw.: 67 km/h

Morgens reiben wir uns erst einmal verwundert die Augen: den Käserest hat die Katze (oder der Hund) gefressen, so fällt das Frühstück doch etwas weniger deftig aus. Nach dem schon zur Routine gewordenen Abbauen des Zeltes und Zusammenpacken kaufen wir auf der Post die ersten Sonderbriefmarken von der Sonnenfinsternis (L'éclipse du soleil).
Der Anstieg zum Galibier geht gleich hinter Valloire saumäßig mit 12% los, doch danach geht es auch mal etwas flacher weiter bis zum Restaurant "Plan Lachat", wo wir noch einmal unsere Wasserflaschen füllen. Unterwegs treffen wir mitten in den französischen Alpen auf ein Lokal mit Ulmer-Münster-Bier. Wenn das kein Ansporn ist, schneller zu radeln! Doch jetzt geht es erst richtig los: Bei brennender Sonne klappt die Straße nach oben weg und wir kämpfen uns mit vielen Rennradlern gemeinsam nach oben. Die vielen Beschriftungen der letzten Tour de France erinnern uns daran, auf welch radsporthistorischen Boden unsere Schweißperlen tropfen! Als es wieder etwas flacher wird können wir auch schon die Paßhöhe sehen - doch leider ziemlich weit weg! Aber alles hat irgendwann ein Ende und einige Kilometer später klettern wir mit dem Fahrrad die letzten Serpentinen zur Paßhöhe hinauf. Dort erwartet uns ein wahrhaft königlicher Ausblick auf die Zacken der Meije und den südlichsten Viertausender der Alpen, den Barre des Ecrins. Wir krönen das Ganze natürlich noch und steigen zu Fuß auf einen von Kratern aus dem ersten Weltkrieg übersäten Hügel mit einer Orientierungstafel und genießen den Ausblick.
Auf der Abfahrt zum Col du Lautaret passieren wird zuerst ein Denkmal für Henri Desgranges, den Gründer der Tour, und dann eine Kuhherde, die uns den Weg versperrt. Trotzdem überholen wir einen Rennradler und einige Autos, bis wir am Lautaret auf viel Trubel, aber auf keinen "richtigen" Paß stoßen. Auf der gut ausgebauten Straße mit relativ viel Verkehr rollen wir ohne weitere Probleme nach Briançon, der höchstgelegenen Stadt Europas.
Auf dem Luxuscampingplatz gönnen wir uns erst mal den Swimmingpool und räkeln uns nach vollbrachtem Tagespensum im Liegestuhl. Dieter und Markus legen notgedrungen einen Waschtag ein, da ihr Kleidungsvorrat zur Neige geht. Danach machen wir uns um 20:00 Uhr in die Innenstadt von Briançon auf. Dabei geht es kräftig bergauf, denn die Altstadt liegt sehr malerisch, aber auch sehr hoch auf einem Felsklotz. Nach einem Abstecher zur alten Steinbrücke über die Durance machen wir uns auf die langwierige Restaurantsuche. Schließlich landen wir im "Le Rustikale". Kein Fehler, denn das Menü mit drei Gängen (Salade Rustikal, Rumpsteak und Dessert bzw. Käse für Markus) mit Rotwein sättigen auch unsere hungrigen Radlermägen. Halb im Blindflug (nur mit dem Licht von Michael) geht es dann wieder den Berg hinunter und zurück zum Campingplatz. Im Zelt ist es zunächst sauheiß, doch mitten in der Nacht weckt uns dann das Prasseln von Regen auf dem Zeltdach.

Day 5
Do, 26.8.1999
Briançon - Guillestre - Col de Vars (2111m) - St. Paul
Strecke: 63,8 km, Zeit: 3:49h, Höhenmeter hoch: 1860m, runter: 1430m, max. Geschw.: 59 km/h

Bei bewölktem Himmel bauen wir unser Zelt ab, doch als wir losfahren beginnt es richtig zu regnen. Kaum sind wir eine halbe Stunde unterwegs, hat Michael auch noch eine Reifenpanne. Bei Argentiere weichen wir auf Nebenstraßen aus, und so langsam hört es auch wieder auf zu regnen. Bei Sonnenschein erreichen wir Guillestre, wo wir am Marktplatz die Mittagspause einlegen. Gut gelaunt machen wir uns auf den Weg zum Col de Vars. Doch kaum haben wir die ersten Serpentinen hinter uns, beginnt es erneut zu regnen. Bei sinkenden Temperaturen und eisigem Wind wird es zunehmend ungemütlich, und wir erreichen klatschnaß Vars. Nach einer Bananenpause geht es bei nur leicht besserem Wetter weiter in den Skiort Les Claux, wo der letzte Müsliriegel verdrückt wird. Auf welligem Gelände erreichen wir endlich die Paßhöhe.
Doch kaum haben wir unser Paßfoto gemacht, fängt es wie aus Eimern zu schütten an, und wir schauen uns die wenigen Souvenirs wohl ein wenig zu lange an. Denn bald darauf werden wir vom unfreundlichen Besitzer ins Freie vertrieben. So machen wir uns gut eingepackt auf die wenig Spaß versprechende Abfahrt. In St. Paul beschließen wir, die Nacht ausnahmsweise nicht im Zelt zu verbringen.
Auf Nachfrage erfahren wir in der hundehüttengroßen Touristen-Info, daß in der Gîte d´Étape noch ein Zimmer frei ist, und daß das Wetter am nächsten Tag angeblich gut werden soll. Nach dem Sauwetter genießen wir die heißen Duschen umso mehr! Unser Zimmer verwandeln wir derweil in einen einzigen Wäschetrockner, um unsere nasse Ausrüstung zu trocknen. Nach dem Essen nutzen wir den Aufenthaltsraum zum Karten schreiben und spielen. Im Zimmer wird die Schafkopf-Session bei viel Käse fortgesetzt. Heute ist nicht Dieters Tag: Erst schlagen wir Dieter die Solos um die Ohren und dann bekommt ihm der Käse wohl nicht. Auf jeden Fall hat er die ganze Nacht über Magenkrämpfe und am nächsten Morgen sieht er auch nicht gerade fit aus.

Day 6
Fr, 27.8.1999
St. Paul - Jausiers - Col de la Bonette (2802m) - Isola
Strecke: 79,0 km, Zeit: 4:32h, Höhenmeter hoch: 1790m + 55m zu Fuß, runter: 2360m + 55m zu Fuß, max. Geschw.: 70 km/h

Als wir am Morgen zum Fenster rausschauen, wollen wir unseren Augen erst nicht trauen: Keine Spur von Regen, nur blauer Himmel! Nach dem Frühstück packen wir unsere verstreuten Habseligkeiten wieder ein und machen uns auf kleinen Nebenstrassen auf nach Jausiers.
Nach einem kleinen Einkauf nehmen wir den 24 km langen Anstieg auf die angeblich höchste Alpenstraße in Angriff. Am Anfang leistet uns ein Paderborner Tourenradler Gesellschaft, der zusammen mit ein paar anderen Radlern von Arth-Goldau in der Schweiz aus auf dem Weg ans Mittelmeer ist. Durch idyllische Hochtäler geht es immer weiter aufwärts. An einer Quelle füllen wir unsere Wasservorräte auf, bevor die Landschaft immer karger wird. Vorbei an den verfallenen Militärunterkünften von Restefond gelangen wir zum Col de Restefond, wo uns ein Wegweiser bereits den Weg zu unserem Ziel weist: Nizza. Wir folgen zunächst aber erst einmal der Schleife um die Cime de la Bonette. Um auch wirklich die höchste Alpenstraße zu besitzen, haben die Franzosen hier eine völlig überflüssige Straße mit 12% Steigung um einen Bergkegel herum gebaut. Dieses Highlight können auch wir uns natürlich nicht entgehen lassen, und so kämpfen wir uns zum höchsten Straßenpunkt hinauf. Oben angekommen, erklimmen wir nach dem Paßfoto mit den gekauften Sandwiches auch noch den Gipfel des Bonette (2860m) und genießen eine der schönsten Aussichten der Südalpen.
Am Kiosk braucht Markus noch ein Crêpe zu seinem vollkommenen Glück und danach stürzen wir uns in die Abfahrt. Und die ist wahrhaft halsbrecherisch: die Straße kaum feldwegbreit, ohne Seitenbefestigung, dafür mit reichlich Schläglöchern und vielen verschiedenen Straßenbelägen. Bei diesem Gerumpel verliert Markus auch gleich eine durchaus wichtige Schraube am Gepäcktrager, für die wir aber einen Ersatz finden (eine mehr oder weniger sinnlose Schraube am Pedal). Nichtsdestotrotz eine wirklich geile Abfahrt, man wird sich in den Alpen schwertun, in so kurzer Zeit mehr Höhenmeter zu verlieren!
In Isola schlagen wir unser Zelt auf, allerdings nicht auf dem uns zugewiesenen noch nassen Stellplatz. Michael und Markus gehen in Isola einkaufen: im wirklich einzigen Laden weit und breit, einem winzigen Tante-Emma-Laden. Nach dem Essen halten wir noch Ausschau nach den anderen Radlern, die wir bei der Auffahrt zum Bonette getroffen haben, doch die lassen sich nicht finden, so spielen wir halt auch heute zu dritt Schafkopf.

Day 7
Sa, 28.8.1999
Isola - Levens - Nizza - Cagnes
Strecke: 105,2 km, Zeit: 4:36h, Höhenmeter hoch: 780m, runter: 1640m, max. Geschw.: 58 km/h

Nach dem Frühstück rollen wir weiter nach St. Sauveur, wo wir für unser Picknick einkaufen. Nach der Gorges de Valabres treffen wir auf die Hauptstraße Dignes-Nizza und auf einen 1 km langen Tunnel. Zum Glück geht es leicht bergab, und Autos begegnen uns im Tunnel auch nicht. Bald darauf zweigen wir aber von der Hauptstraße ab und fahren durch die Gorges de la Vesubie nach St. Jean. Nach dem Auffüllen der Flaschen geht er zur Abwechslung wieder bergauf und wir genießen den Tiefblick in die Schlucht. Nachdem uns Michael mit frischen Feigen versorgt hat, erreichen wir frisch gestärkt den höchsten Punkt des heutigen Tages und rollen von da an nur noch dem Meer entgegen.
Durch den Stadtverkehr von Nizza kämpfen wir uns vor bis zur Promenade des Anglais und da stehen wir nun endlich am Mittelmeer! Am Meer entlang radeln wir nach Cagnes zu unserem Campingplatz "Panoramer". Als wir das Schild "Camping 0,6 km" erblicken, wähnen wir uns bereits am Ziel. Doch weit gefehlt: Hinter der Kurve klappt die Straße nach oben weg und es geht wirklich abartig steil bergauf - unser persönliches Alpe d´Huez!! Nach dem Duschen und dem Einkaufen machen wir erst mal unseren persönlichen Tour-Rückblick bei Wein und Feuerwerk!

Day 8
So, 29.8.1999
Cagnes - Cap Ferrat - Cagnes

Als wir am Morgen aufstehen, trauen wir unseren Augen nicht: Es regnet! In Nizza! Also spielen wir wieder Karten und schreiben welche nach Hause. Am Mittag brechen wir bei bewölktem Himmel nach Nizza auf. Am Flughafen erkundigen wir uns nach einem Mietwagen für die Rückfahrt zu unserem Auto in Séez, doch entweder es gibt kein genügend großes Auto für drei Räder oder wir sind nicht alt genug oder man kann das Auto nicht woanders zurückgeben! Das einzige Angebot ist ein Renault Kangoo für 1600FF! Am Bahnhof ist es nicht besser: Keiner hat eine Ahnung, jeder erzählt was anderes und so verschieben wir die Organisation der Rückfahrt auf den nächsten Tag. Mit dem Rad fahren wir stattdessen an der Küste entlang zum Leuchtturm des Cap Ferrat hinaus. Auf der mondänen Halbinsel finden wir sogar eine gute Pizzeria, wo auch wir doch etwas legerer gekleideten Radler freundlich bedient werden. Leider hat bei der Heimfahrt nur Michael ein Licht und so sind wir gottfroh, als wir endlich wieder am Campingplatz sind.

Day 9
Mo, 30.8.1999
Cagnes - Nizza - Cagnes

Am Morgen scheint wie erhofft wieder die Sonne, und so macht das Frühstück umso mehr Spaß. Danach machen wir uns auf die Suche nach einem Fahrradgeschäft, um die für den Fahrradtransport im Zug nötigen Fahrradspezialtaschen zu kaufen. Doch leider hat noch nie jemand etwas von diesen Taschen gehört und so radeln wir doch wieder nach Nizza. Doch auch hier gibt es diese sagenumwobenen Taschen entweder nicht oder sie sind ziemlich teuer (300FF), dafür hat Markus noch eine Reifenpanne, die aber schnell in einem Park behoben wird.
Nach einem Essen bei McDonalds gehen wir endlich an den Strand. Nach dem langersehnten Bad im Mittelmeer werden die letzten Karten geschrieben. Am Bahnhof erhalten wir die frohmachende Nachricht, daß es keine Züge mit Fahrradmitnahme nach Bourg St. Maurice gäbe. Nach langen hin und her bekommen wir dann doch noch eine Verbindung mit Übernachtung in Avignon und den Tip, es doch einfach mal mit einem regulären Zug zu versuchen. Nachdem Markus noch eine Schalterbeamtin angebellt hat, radeln wir zum Campingplatz zurück. Nach dem Essen kommen Dieter und Michael auf die glorreiche Idee des Kerzentunings, d.h. man versuche mit brennenden Eukalyptusblättern das Wachs anzuzünden, sodaß man keinen Docht mehr braucht, was dann sogar auch noch gelingt (wohlgemerkt, Markus ist eigentlich der Chemiker).

Day 10
Di, 31.8.1999
Cagnes - Nizza - Avignon (mit dem Zug)

Wir stehen um 7:00 Uhr auf, um den Zug nach Lyon zu erreichen. Dabei schrottet Markus seinen Fahrradhelm, doch es hilft alles nichts: wir erreichen zwar den Zug, aber wie erwartet läßt uns der Schaffner mit den Rädern nicht rein.
Nach dem Frühstück im Park schrottet Markus noch seine Packtaschen und wir legen uns wieder an den Strand. Beim Kartenspielen holen wir uns endgültig einen Sonnenbrand und so schlagen wir die Zeit bis zur Abfahrt unseres Zuges um 16:10 Uhr tot. Der Zug hat zwar ein Fahrradpiktogramm, aber keinen Platz für Räder, doch das ist uns mittlerweile egal, wir stapeln sie einfach in einem Eck. So kommen wir heute immerhin bis Avignon.
Dort entdecken wir, daß unser Zug für den nächsten Tag nicht wie versichert mit Fahrradmitnahme ist, wir erhalten aber am Schalter um diese Uhrzeit auch keine weiteren Informationen. So radeln wir also an den Campingplatz und hocken nach dem zweiten Kerzentuning noch mit einer Flasche Rotwein an der Rhône. Dabei passiert Dieter das Mißgeschick, daß er zwei Becher in den Fluß wirft und bei ihrer Rettung hinterherfliegt.

Day 11
Mi, 1.9.1999
Avignon - Bourg St. Maurice (mit dem Zug) - Séez

Am Morgen radeln wir schon routinemäßig an den Bahnhof, um nach einer Verbindung zu fragen. Und die französische Bahn schenkt uns auch noch die Zeit, Avignon zu bewundern, es geht nämlich erst am Nachmittag weiter. So können wir den Papstpalast, die Papstkathedrale, die berühmte Pont d'Avignon und die Fußgängerzone bewundern, bevor unser Zug nach Valence kommt.
Und siehe da: er hat wirklich ein Fahrradabteil! Doch schon in Valence die nächste Ernüchterung: unser Zug mit Radmitnahme fährt gar nicht nach Bourg St. Maurice, sondern nach Evian. Also einmal mehr umsteigen, doch der Anschlußzug hat wieder kein Fahrradpiktogramm! So warten wir in Montmelian gespannt, ob wir unsere Räder mitnehmen können, und welch Wunder: wir können! Doch bevor wir uns zu früh freuen, stellen wir verwundert fest, daß der Zug nur bis Môutiers fährt. Die letzten 30 km müssen wir in einen Bus (!) umsteigen. Aber wir haben Glück und wir dürfen unsere Räder im Bus mitnehmen!
Um 20:40 Uhr stehen wir dann tatsächlich am Bahnhof von Bourg St. Maurice! Jetzt radeln wir nur noch 3 km zum Campingplatz und freuen uns, daß das Auto noch dasteht. Leider ist der Campingwart nicht da und so kommen wir nicht an unsere frischen Klamotten im Kofferraum ran. Trotzdem sind wir glücklich, endlich in Séez zu sein.

Day 12
Do, 2.9.1999
Abfahrt mit dem Auto von Séez

Nach dem letzten Zeltabbau machen wir uns wieder auf den Heimweg. In Bourg St. Maurice kaufen wir noch Käse für daheim ein und über Landstraßen geht es nach Genf über die Grenze, wo auch gleich getankt wird. In der Schweiz machen wir noch eine Pause am Greyerzer See und kurz vor der Grenze wird nochmal voll getankt. Abends um 22:00 Uhr sind wir dann froh, nach fast zwei Wochen mit viel Fahrradlust und leider auch viel Eisenbahnfrust wieder daheim zu sein.