Day 1
Samstag, 11. August 2001
Anfahrt mit dem Auto nach Ötztal Bahnhof
Ötztal Bahnhof - Sölden
Strecke: 42,0 km, reine Fahrzeit: 2:12h, Zeit mit Pausen: 3:27h, Höhenmeter hoch: 698m, runter: 98m, max. Geschw.: 43 km/h

Morgens um 7:30 Uhr beginnt die Anreise zu unserer Tirol-Tour. Markus holt Michael und Ralf in Wullenstetten und Witzighausen mit dem Auto ab. Nach einem kleinen Einkauf im Witzighausener Dorfladen geht es weiter zu Dieter nach Steinheim. Nachdem wir diesmal pünktlich sind, hat Dieter heute keine Gelegenheit mehr für ein kleines Morgentraining (wie bei unserer Frankreich-Tour 99). Auch die vier Fahrräder passen auf beinahe wunderbare Weise ohne weitere Schraubereien auf den Dachträger. Über die A7 geht es weiter Richtung Süden. Vor dem Fernpass gibt es ein paar kleine Stauungen und so kommen wir erst kurz nach 11 Uhr in Ötztal-Bahnhof an.
Nachdem wir ein kleines Wäldchen mitten im Dorf als Toilette mißbraucht haben, wird erst mal eine kleine Brotzeit gemacht. Um 12:15 Uhr sind schließlich alle startklar und wir radeln Richtung Ötztal los.
Das Wetter hält sich zwar noch bedeckt, aber es regnet nicht und so kommen wir auf der gut ausgebauten Straße eigentlich recht flott voran. Um nicht zu früh in Sölden anzukommen, machen wir allerdings genügend kleine Päuschen. Auch ein kleiner Abstecher zum Ötztal Mountainbike Trail (mitsamt Packtaschen) ist heute drin.
In Sölden angekommen machen wir uns auf Herbergssuche. In der Pension Prantl ist ein Einzelzimmer und ein Dreierzimmer für uns frei. Auch die kleinen seltsamen Kinder können uns schließlich nicht davon abhalten hier zu bleiben. Nach dem Duschen versuchen wir in Sölden essenzugehen. Nach langer Suche können wir uns letztendlich zu einer überteuerten, aber leckeren Pizza durchringen. Nachdem die Tankstelle schon geschlossen hat, müssen wir den abendlichen Schafkopf mit Wasser und Dieters Dopingpülverchen bestreiten. Allerdings scheint Ralf trotz unserer redlichen Bemühungen nicht auf den Geschmack gekommen zu sein. Deshalb blieb es die einzige Kartenrunde auf dieser Tour. Gegen 0:30 Uhr geht es dann für uns ins Bett, denn morgen wartet schließlich der erste Paß auf uns.

Day 2
Sonntag, 12. August 2001
Sölden - Timmelsjoch - St. Leonhard
Strecke: 55,2 km, reine Fahrzeit: 3:00h, Zeit mit Pausen: 6:24h, Höhenmeter hoch: 1631m, runter: 2235m, max. Geschw.: 70 km/h

Am Morgen erwartet uns ein strahlend blauer Himmel. Da schmeckt uns das "verstärkte Frühstück" gleich doppelt so gut.
Als es dann endlich mit dem Rad los geht, wird es uns ziemlich schnell warm. Hinter Sölden wird die Straße gleich recht steil. Nach einer kleinen Abfahrt kommen wir nach Zwieselstein. Der nächste steile Abschnitt führt uns nach Untergurgl. Dort treffen Dieter und Michael ihren ehemaligen Informatik-Tutor Lennart Schreiber, der natürlich auch auf dem Fahrrad (mit Gepäck) unterwegs ist! Bei dem Hotelort Hochgurgl machen wir auf einer Bank mit schöner Aussicht (auf Obergurgl und seltsame Fotomodells) eine längere Pause. Nach dem Passieren der Mautstation folgt eine Abfahrt in das Tal des Timmelsbachs. In den letzten Kehren machen Dieter und Markus Tempo und holen gerade noch Lennart vor der Paßhöhe ein.
Nach dem obligatorischen Paßfoto folgt eine ausgedehnte Brotzeitpause. Lennart macht sich schonmal auf die Abfahrt: Er fährt schließlich heute noch den Jaufenpaß! Da uns niemand daran hindert auf der angeblich für Radler gesperrten Südrampe abzufahren, stürzen wir uns dann auch in die Abfahrt. Nach einem unangenehmen, weil unbeleuchteten Tunnel geht es durch spektakulär angelegte Serpentinen bergab. Unterwegs machen wir noch in Moos im Passeiertal einen kurzen Stop.
In St. Leonhard begeben wir uns wieder auf Herbergssuche. Diesmal kommen wir eine Spur einfacher, aber auch billiger unter. Wir packen aber sofort unsere Badesachen aus und machen uns auf den Weg ins örtliche Freischwimmbad. Einfach geil bei dieser Hitze! Nachdem wir uns abgekühlt und geduscht haben, geht es mit hungrigem Magen zum Essen. Im Brückenwirt finden wir nach kurzem Warten im Biergarten einen Platz. Dieter und Markus entscheiden sich für die "Höllennudeln". Zusammen bekommen sie eine riesige Pfanne mit Pasta. Doch bereits der erste Bissen lässt ihren Atem stocken. Die Höllennudeln haben ihren Namen wahrhaftig verdient! Dieter läuft der Schweiß in Bächen herunter und Markus versucht die Schärfe mit Rotwein zu neutralisieren. Derweil warten Michael und Ralf immer noch auf ihre Lasagne. Als sich unsere Geschmacksnerven wieder einigermaßen erholt haben, gönnen wir uns noch ein Eis in der Eisdiele von St. Leonhard. Ein kurzer Verdauungsspaziergang zur Dorfkirche rundet den Abend ab. Müde und mit vollem Magen fallen wir in unsere Betten.

Day 3
Montag, 13. August 2001
St. Leonhard - Jaufenpaß - Sterzing - Franzensfeste
Strecke: 61,3 km, reine Fahrzeit: 3:30h, Zeit mit Pausen: 7:08h, Höhenmeter hoch: 1812m, runter: 1706m, max. Geschw.: 70 km/h

Auch an diesem Morgen ist das Wetter bestens. Das Frühstück fällt allerdings etwas sparsam aus. Deshalb müssen wir uns die Semmeln von den anderen Tischen zusammenklauen, um wenigstens einigermaßen satt zu werden. Nach einem kleinen Einkauf machen wir uns auf den Weg zum Jaufenpass.
Die Straße verläuft zunächst in Serpentinen mit einer angenehmen Steigung im schattigen Wald. Doch in der Sonne wird es schnell brütend heiß. Zu heiß auf alle Fälle für einen älteren Mercedes. Der steht mit kochendem Kühlwasser am Straßenrand und der Fahrer schnorrt tatsächlich von uns Radlern etwas Wasser. Ziemlich verschwitzt erreichen wir schließlich die Paßhöhe.
Zum Glück hat Ralf noch genügend Flüssigkeit dabei. Auf einem kleinen Hügel mit Blick auf die Ötztaler und Stubaier Alpen machen wir unsere Mittagspause.
Auf der Abfahrt überholen wir einige Autos, die sich hinter einem Camper stauen. Unten im Tal empfängt uns eine ziemliche Hitze. Noch mehr ins Schwitzen kommen wir aber, als offenbar jedes Hotel und jede Pension in Sterzing ausgebucht ist. Als wir in der Tourist-Info nachfragen, werden wir mitleidig belächelt: ein freies Zimmer, heute, in Sterzing? Schließlich kann die Dame doch etwas finden: in einem Dorf, 500 Höhenmeter weiter oben in Richtung Jaufenpass. Jaufenpass?? Dort sind wir doch gerade hergekommen! Doch Michael hat die rettende Idee und so rufen wir noch in Franzensfeste an. Und siehe da, dort ist noch ein Viererzimmer frei. Allerdings müssen wir bis 18:30 Uhr dort sein. Also geht es im Stile eines Mannschaftszeitfahrens durch das Eisacktal.
In Franzensfeste übernachten wir im einzigen Hotel (***) des Ortes. Für unsere Verhältnisse eine recht noble Unterkunft! Nachdem wir im Badezimmer geduscht haben, spazieren wir durch das Dorf. Unser Hotel scheint auch das einzige Restaurant weit und breit zu sein, und so nehmen wir im lauschigen Biergarten mit alten Kastanien und Kies Platz. Diesmal wird so richtig geschlemmt und insgesamt lassen wir hier 150 DM liegen. Aber nicht nur das Essen war sein Geld wert! Danach schreiben wir noch ein paar Postkarten und gehen bald ins Bett.

Day 4
Dienstag, 14. August 2001
Franzensfeste - Sterzing - Penser Joch - Bozen
Rückfahrt mit dem Zug nach Ötztal Bahnhof und von dort mit dem Auto nach Hause
Strecke: 88,8 km, reine Fahrzeit: 4:03h, Zeit mit Pausen: 6:34h, Höhenmeter hoch: 1766m, runter: 2183m, max. Geschw.: 76 km/h

Heute geht es bereits um 7:30 Uhr zum Frühstück, denn wir wollen schließlich in Bozen unseren Zug erreichen. Das Frühstück fällt wieder ziemlich üppig aus und wir packen anschließend zusammen. Doch ein fieser Plattfuß an Michaels Vorderrad hält uns dann doch noch auf: Ein Drahtstück, das sich durch die Kevlar-Beschichtung des Reifens gebohrt hat, hat über Nacht die Luft aus dem Reifen gelassen.
Im Zeitfahrtempo geht es innerhalb einer dreiviertel Stunde zurück nach Sterzing. Die Straße zum Penser Joch verlangt gleich zu Beginn alles: mit durchschnittlich 13 % steigt sie an. Später wird es zwar etwas flacher, doch dafür gibt es keinen Schatten mehr. Dieter kann das alles aber nicht davon abhalten, auf dem letzten Kilometer noch einmal richtig Gas zu geben.
Die Mittagspause fällt diesmal etwas kürzer aus, da wir nicht mehr so gut in der Zeit sind. Die Abfahrt entschädigt uns aber für alle Mühen. Auf dem guten Belag und dem ordentlichen Gefälle sind Spitzengeschwindigkeiten möglich. Weiter unten wird es flacher und so rollen wir meist im gegenseitigen Windschatten durch das reizvolle Sarntal. Kurz vor Bozen geht es durch eine wildromantische Schlucht. Dabei müssen wir allerdings 22 (!), zum Teil recht lange Tunnels durchfahren.
Durch den Stadtverkehr quälen wir uns schließlich zum Bahnhof in Bozen. Dort haben wir noch 30 Minuten Zeit, um unsere Fahrkarten zu kaufen. Doch wir bekommen erst mal nur Tickets bis Innsbruck und italienische Fahrradkarten. Dafür erreichen wir noch unseren Zug und können die Räder in das Radabteil hieven. Am Brenner müssen wir umsteigen, doch leider können wir dort weder Fahrkarten noch Proviant kaufen. Deshalb macht die Bahnhofsbar mit uns hungrigen Radlern noch ein gutes Geschäft. Im Zug nach Innsbruck können wir dann die restlichen Tickets kaufen und auch mit unseren verbliebenen Lire bezahlen. Das Umsteigen in Innsbruck nutzen Michael, Markus und Ralf zu einer kleinen Toilettenrallye.
Um 21:45 Uhr kommen wir dann endlich in Ötztal-Bahnhof an. Die Räder werden wieder auf das Autodach geschraubt, die frische Kleidung aus dem Auto angezogen, und um 22:30 Uhr geht es dann mit dem Auto wieder Richtung Deutschland. Nachdem wir Dieter in Steinheim abgeliefert haben, erreichen wir gegen 1:00 Uhr nachts schließlich Senden.
Damit endet unsere erste Tour, bei der wir nicht einen Tag Regenwetter hatten.